Walram II. (Nassau)

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Das Wappen der Grafen von Nassau aus der walramischen Linie

Walram II. (* um 1220;[1][2]24. Januar 1276)[1] war Graf von Nassau und der Begründer der walramischen Linie des Hauses Nassau.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walram war der zweite Sohn des Grafen Heinrich II. dem Reichen von Nassau und dessen Ehefrau Mathilde von Geldern und Zütphen,[1][2][3] der jüngsten Tochter des Grafen Otto I. von Geldern und Zütphen und der Richardis von Scheyern-Wittelsbach.[1][2][4] Walram wird zum ersten Mal in einem Urkunde vom 20. Juli 1245 erwähnt.[1]

Vor 25. Januar 1251 trat Walram gemeinsam mit seinem Bruder Otto I. die Nachfolge seines Vaters an.[1][2][3][5][6] 1251 erhielten sie von König Wilhelm von Holland das Stadtrecht für die Stadt Herborn.[5]

Walram und Otto teilten ihre Grafschaft am 16. Dezember 1255 im Rahmen der Prima divisio, mit der Lahn als Grenze.[7] Das Gebiet südlich der Lahn, die Herrschaften Wiesbaden, Idstein, die Ämter Weilburg (mit dem Wehrholz) und Bleidenstadt, kamen an Walram.[6] Die Burg Nassau und Abhängigkeiten (das „Dreiherrische“),[8] die Ämter Miehlen und Schönau[9] (Kloster Schönau bei Strüth) sowie das Vierherrengericht,[10] die Burg Laurenburg, die Esterau (im gemeinsamen Besitz mit der Grafen von Diez) und die Lehen in der Landgrafschaft Hessen blieben im gemeinsamen Besitz.[6]

Später, vielleicht schon bald nach Abschluss dieses Vertrages, zeigte Walram sich mit einzelnen Bestimmungen desselben unzufrieden und focht sie an. Ob er hierbei schon unter dem Druck der Geisteskrankheit handelte, an der er litt, ist unbekannt. Sicher ist, dass er in einem Anfall von Geistesstörung das für ihn ausgefertigte Originalexemplar der Teilungsurkunde verbrannte.[11]

Walram war Oberhofmarschall und Geheimrat des deutschen Königs Rudolf I.[2][3]

Walram verlor mehrere Städte, darunter Niederlahnstein, Pfaffenhofen und Vallendar, an den Erzbischof von Trier. Er setzte auch den Dernbacher Fehde gegen Hessen fort. Er starb – angeblich in geistiger Umnachtung – am 24. Januar 1276. Sein Sohn Adolf trat die Nachfolge an.

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walram heiratete vor 1250[1] Adelheid von Katzenelnbogen († Mainz, 22. Februar 1288),[1][2] Tochter des Grafen Diether IV. von Katzenelnbogen und dessen Frau Hildegunde.[1][2] Als Witwe wurde Adelheid eine Franziskanerin in Wiesbaden (im Sommer) und in Mainz (im Winter).[3] Sie wurde im Kloster St. Klara in Mainz beigesetzt.[1][2][3]
Aus dieser Ehe gingen hervor:[1][2][3]

  1. Diether (* um. 1250; † Trier, 23. November 1307), war Erzbischof und Kurfürst von Trier 1300–1307.
  2. Adolf (* um. 1255; † Göllheim, 2. Juli 1298), Nachfolger seines Vaters, war römisch-deutscher König 1292–1298.
  3. Richardis († 28. Juli 1311), war Nonne im Kloster St. Klara in Mainz und später im Kloster Klarenthal bei Wiesbaden.
  4. Mathilda (jung verstorben).
  5. Imagina († vor 1276), ⚭ möglicherweise Friedrich von Lichtenberg.

Nach neueren Forschungen war auch die als Selige verehrte Mystikerin Christina von Retters sehr wahrscheinlich eine der Töchter Walrams II.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • E. Becker: Schloss und Stadt Dillenburg. Ein Gang durch ihre Geschichte in Mittelalter und Neuzeit. Zur Gedenkfeier aus Anlaß der Verleihung der Stadtrechte am 20. September 1344 herausgegeben. 2. Auflage. Der Magistrat der Stadt Dillenburg, Dillenburg 1983.
  • A.W.E. Dek: Genealogie van het Vorstenhuis Nassau. Europese Bibliotheek, Zaltbommel 1970 (niederländisch).
  • Michel Huberty, Alain Giraud, F. & B. Magdelaine: l’Allemagne Dynastique. Tome III Brunswick-Nassau-Schwarzbourg. Alain Giraud, Le Perreux 1981 (französisch).
  • A.P. van Schilfgaarde: Zegels en genealogische gegevens van de graven en hertogen van Gelre, graven van Zutphen. S. Gouda Quint - D. Brouwer en Zoon, Arnhem 1967 (niederländisch).
  • Wilhelm Sauer: Graf Walram II. von Nassau. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 778 f.
  • A.A. Vorsterman van Oyen: Het vorstenhuis Oranje-Nassau. Van de vroegste tijden tot heden. A.W. Sijthoff & J.L. Beijers, Leiden & Utrecht 1882 (niederländisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k Cawley.
  2. a b c d e f g h i Dek (1970).
  3. a b c d e f Vorsterman van Oyen (1882).
  4. Van Schilfgaarde (1967).
  5. a b Becker (1983), S. 11.
  6. a b c Huberty, et al. (1981).
  7. Der Teilungsvertrag wird heute als Prima divisio bezeichnet.
  8. Huberty, et al. (1981): „Burg und Amt Nassau trugen die Bezeichnung „das Dreiherrische“, weil sie bis 1778 im Besitz der ottonischen Linie und zweier Seitenlinien der walramischen Linie (Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg) waren.“
  9. Huberty, et al. (1981): „Die Ämter Miehlen und Schönau blieben bis 1303 im gemeinsamen Besitz. Danach wurden sie an die walramischen Linie gegeben, wo beide Seitenlinien sie bis 1778 gemeinsam besaßen.“
  10. Huberty, et al. (1981): „Das Vierherrengericht wurde nach seinen vier Besitzern, den Grafen von Katzenelnbogen (Hessen), Diez (Nassau-Diez), Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg, benannt. 1774 wurden diese Gebiete, die aus 38 Dörfern um die Stadt Nastätten bestanden, geteilt.“
  11. Sauer (1896).
  12. „Retters, Christina von“. Hessische Biografie. (Stand: 26. Februar 2013). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
VorgängerAmtNachfolger
Heinrich II.Graf von Nassau
vor 1251–1276
Adolf