Schilde (Weisen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schilde
Gemeinde Weisen
Koordinaten: 53° 3′ N, 11° 46′ OKoordinaten: 53° 3′ 5″ N, 11° 46′ 18″ O
Höhe: 24 m
Einwohner: 132 (2006)
Eingemeindung: 1. Mai 1973
Postleitzahl: 19322
Schilde (Brandenburg)
Schilde (Brandenburg)

Lage von Schilde in Brandenburg

Dorfkirche

Schilde ist ein Ort im Landkreis Prignitz (Brandenburg). Seit dem 1. Mai 1973 ist die ehemals selbständige Gemeinde Ortsteil der Gemeinde Weisen.[1] Er liegt etwa anderthalb Kilometer nordwestlich des Hauptortes.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste urkundliche Erwähnung von Schilde stammt aus dem Jahr 1339. Der Name leitet sich von dem schildförmigen Flurstück ab, auf dem das Dorf liegt. Um 1250 wurde eine Feldsteinkirche errichtet, deren Altarwand sowie die Kanzel aus der Zeit des Barock stammen.

Schilde, ein Angerdorf, war im Mittelalter im Besitz der Adelsfamilie von Graevenitz, deren Rittersitz 1433 erwähnt wurde.[2] In einer Schrift aus dem Jahre 1438 beklagten sich die Herzöge von Mecklenburg über die Raubzüge des Prignitzer Adels. Unter anderem wurden „de Graevenitzen tom Schilde“ genannt. Die Adelsfamilie bildete genealogisch einen eigenen Zweig Schilde-Quetz heraus, gehörend zum Prignitzer Stamm. Urahn ist Heinrich von Graevenitz auf Schilde um 1480. Zweihundert Jahre später war dann Hans von Graevenitz Gutsherr auf Schilde, mit Dodow und Schlörp. Seine Ehrenämter sind zahlreich, herzoglich mecklenburgischer-schwerinscher Oberhauptmann, Hofmarschall in Oldenburg sowie güstrowscher Hauptmann zu Feldberg. Eigentliche Stifter des Hauses Schilde wurden Hans Joachim von Graevenitz (1663–1740) respektive Ernst Wilhelm von Graevenitz. Er besaß mehrere Güter und entsendete zwei Söhne an die Ritterakademie Brandenburg. Der Sohn Helmut Moritz Erdmann von Graevenitz war Träger des Pour le mérite und bekam Gut Gottberg mit Quetz. Erbe auf Schilde war dann sein Bruder Friedrich George von Graevenitz,[3] Ritter des alten Johanniterordens, Offizier in einem Kavallerie-Regiment. Er war mit Dorothea von Kaphengst verheiratet. Der älteste Sohn, Heinrich von Graevenitz, übernahm das Gut und führte den Ehrentitel Erbtruchsess der Kurmark Brandenburg, heiratete ebenso standesgemäß Johanna von Hake-Genshagen. Der gleichnamige Sohn Heinrich, liiert mit Auguste von Kröcher-Lohm, erbte Schilde und gab die Titulatur des Hofamtes an den nächsten Nachfahren,[4] Rittmeister Otto von Graevenitz-Schilde, weiter. Laut dem General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer gehörte zum kreistagsfähigen Rittergut Schilde 539 ha Land, davon waren 152 ha Waldbesitz und 1 ha Wasser.[5] 1914, mittlerweile war Heinrich von Gravenitz-Quetz Eigentümer des Gutes, sind für Schilde 565 ha nachgewiesen.[6]

Letzter Grundherr auf Schilde war dann der Landrat Dr. jur. Hartwig von Graevenitz (1877–1945), seine Ehefrau war Margarete Freiin von Feilitzsch, Tochter eines Staatsministers. Ihre Nachfahren lebten in Rheinland-Pfalz, Westfalen und teils in Kanada.[7] Neben dem Rittergut gab es im Ort weitere Landwirte mit Höfen zwischen 46 ha und 22 ha. Diese gehörten den Familien Holtmann, Janenz, Kaak, Kaak III, Schröder sowie Wollgast.[8] Nach der Bodenreform änderte sich diese ländlichen Strukturen.

Am 1. Mai 1973 wurde die etwa drei Kilometer von Weisen entfernte ehemalige Gemeinde Schilde in Weisen eingegliedert.[9]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1875 1890 1910 1925 1933 1946 2006
Einwohnerzahl[10] 267 230 215 221 224 349 132

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gruft der Familie von Graevenitz in Schilde wurden im Herbst 2016 Sanierungsarbeiten durchgeführt. In diesem Zuge erfolgte auch eine Untersuchung der Särge aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit ihren Inhalten sowie den Überresten der Beigesetzten durch Spezialisten. Die menschlichen Überreste lagen ohne gesicherten Zusammenhang zu den Särgen vor, da diese teilweise in erheblichem Maße zerfallen und die Inhalte auf dem Gruftboden verstreut waren. Es fanden sich Mumien, mumifizierte Gewebe und gut erhaltene Einzelknochen, die sich zu 14 Individuen zusammen fügen ließen: Neun Erwachsene, eine Jugendliche und vier Kleinkinder, davon vier Männer und sechs Frauen (einschließlich der weiblichen Jugendlichen). Bei den Kindern konnte das Geschlecht nicht bestimmt werden. Die Körperhöhe betrug im Durchschnitt für die Männer 172,3 cm und für die Frauen 154,3 cm. Auffällige Krankheiten waren zwei mögliche Fälle von Knochentumoren sowie Zahnerkrankungen in Form von starkem Zahnsteinbefall und Zahnkaries. Zwei der Kinder litten vermutlich unter Rachitis.[11]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Historisches Ortslexikon für Brandenburg – Teil 1 – Prignitz – N–Z. Bearbeitet von Lieselott Enders. In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam). Begründet von Friedrich Beck. Band 3. Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2012, ISBN 978-3-88372-033-3, S. 787 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weisen | Service Brandenburg. Abgerufen am 25. Februar 2024.
  2. Märkische Oderzeitung, 16. Oktober 2006, Frankfurt (Oder) S. 9
  3. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Alumnatsverzeichnis. Band I, von Graevenitz, Helmut Moritz Erdmann-Zögling No.: 502. von Graevenitz, George Friedrich-Zögling No.: 503. Selbstverlag. Druck P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, S. 90 (staatsbibliothek-berlin.de).
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1900. In: „Der Gotha“, bis 1942 veröffentlicht. Nachfolge GHdA, GGH. 1. Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Graevenitz. Justus Perthes, Gotha Januar 1900, S. 343–345 (uni-duesseldorf.de).
  5. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 274–275, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  6. Ernst Seyfert: Niekammer’s Güter-Adressbücher, VII, Provinz Brandenburg, 1914. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhaltes der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung vieler Behörden. Handbuch der Königlichen Behörden (Hrsg.): GAB Reihe Paul Niekammer. 2. Auflage. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis West-Prignitz. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 192–193 (martin-opitz-bibliothek.de).
  7. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert). 1962. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014. Band VI, Nr. 29. C. A. Starke, 1962, ISSN 0435-2408, DNB 456719733, S. 168–170.
  8. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. In: GAB. Reihe Paul Niekammer seit 1907. 4. Auflage. Band VII: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg, Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Reihe. Kreis West-Prignitz. Verlag Niekammer’s Adreßbücher GmbH, Leipzig 1929, S. 165 (martin-opitz-bibliothek.de – Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts).
  9. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Prignitz. (PDF) S. 37
  10. Das Genealogische Orts-Verzeichnis: Schilde
  11. Projekt Schilde, Gruft der Familie von Graevenitz. In: anthropologie-jungklaus.de. Abgerufen am 4. Juni 2017.