Peter von Oldenburg (1812–1881)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Herzog Peter von Oldenburg
Peter von Oldenburg

Konstantin Friedrich Peter (* 14. Augustjul. / 26. August 1812greg. in Jaroslawl; † 2. Maijul. / 14. Mai 1881greg. in Sankt Petersburg) war ein Prinz der russischen Nebenlinie aus dem Haus der Gottorfschen Oldenburger.

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter war der Sohn von Herzog Georg von Oldenburg (1784–1812) und der Großfürstin Katharina Pawlowna (1788–1819), später in zweiter Ehe Königin von Württemberg. Da sein Vater kurz nach seiner Geburt verstorben war und seine Mutter nach dem Tod ihres Ehemannes häufig ihren Bruder Zar Alexander I. auf Reisen begleitete, wurde Peter zusammen mit seinem älteren Bruder Alexander zunächst von der Zarenmutter Maria Fjodorowna erzogen.

Anfang 1816 heiratete die Mutter Katharina Pawlowna erneut. Ihr Ehemann war ihr Vetter 1. Grades Wilhelm von Württemberg, der kurz darauf am 30. Oktober 1816 König von Württemberg wurde. 1819 starb Katharina Pawlowna. Peter und sein Bruder hatten ihre Mutter zu ihrem Stiefvater nach Stuttgart begleitet, kamen nun nach ihrem Tod aber zunächst nach Oldenburg zu ihrem Großvater Peter Friedrich Ludwig, dem Regenten des Großherzogtums Oldenburg. 1829 starben sowohl der Großvater als auch Peters Bruder Alexander, und der Mitvormund Zar Nikolaus I., der Bruder seiner Mutter, rief Peter nach Russland zurück. Zu dieser Zeit war Peter ein Kandidat für den griechischen Thron; Zar Nikolaus bestand aber darauf, dass Peter nach Russland zurückkehrte und dort seinen Militärdienst ableistete. So wurde 1832 der Wittelsbacher Otto König von Griechenland; er heiratete später Amalie von Oldenburg, eine Cousine Peters.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter begann seinen Militärdienst am 27. Dezember 1830 beim Preobraschenski Leib-Garderegiment des Zaren, in dem er bereits seit seiner Geburt den Ehrenrang eines Obersten innehatte. In der Folge brachte er es beim russischen Militär bis zu seinem Abschied 1834 zum Generalleutnant. Anschließend stand er in zivilen russischen Staatsdiensten und war Mitglied des Regierenden Senats und später Rat für Militär-Lehranstalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass es in Russland an gut ausgebildeten Juristen mangelte, gründete er 1835 mit privaten Mitteln die Kaiserliche Rechtsschule in Sankt Petersburg, zu deren Kurator er in der Folge vom Zaren ernannt wurde.

Soziale Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In besonderem Maße engagierte sich Peter im sozialen und Bildungsumfeld und setzte sich hier insbesondere für die Mädchen- und Frauenbildung ein. Bereits 1836 hatte er in Oldenburg eine höhere Mädchenschule gegründet[1], aus der später die Cäcilienschule Oldenburg hervorging. 1838 bat er um Entlassung aus dem Regierungssenat, um in die Vierte Abteilung der Kaiserlichen Privatkanzlei zu wechseln, die mit den sozialen Fragen des Kaiserreichs befasst war. Schon vorher war Peter als Mitglied von Beiräten und Vorständen und als Kurator von Lehranstalten, Waisenhäusern und Krankenhäusern tätig. 1839 wurde er Leiter des Mariinski-Krankenhauses in Sankt Petersburg, das seine Großmutter gegründet hatte. 1841 gründete er ein Haus der Kinder-Kunst für die Kinder armer Familien, dessen Schirmherrschaft seine Frau Therese übernahm. 1845 wurde Peter Vorsitzender des Hauptrates aller Frauen-Lehranstalten Russlands und damit Leiter aller Mädchenschulen des Landes. Im März 1845 erhielt er durch Zar Nikolaus das Prädikat Kaiserliche Hoheit als Zeichen der Zugehörigkeit zur kaiserlichen Familie. 1858 gründete Peter auf Initiative der ebenfalls deutschstämmigen Zarin Marija Alexandrowna das erste öffentliche Mädchengymnasium Russlands, das allen Ständen offenstand. 1859 gründete er zusammen mit seiner Tochter Alexandra, der Frau des Zarensohnes Nikolai, das Krankenhaus Pokrovskaja-Bolniza. Weiterhin übernahm er 1860 die als Stiftung der Zarin organisierte Hauptverwaltung aller Wohltätigkeits- und Erziehungseinrichtungen Russlands. 1869 trat Peter als Stifter eines Kinderkrankenhauses für Kinder armer Familien in Erscheinung, das bis zur Oktoberrevolution 1917 seinen Namen trug und an dem der berühmte Kinderarzt Karl Rauchfuss Chefarzt war. Unter Peters Leitung wuchs die Anzahl der Anstalten der Sozialabteilung landesweit von 104 auf 496 an.

Engagement für den Frieden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits nach dem Deutsch-Französischen Krieg hatte sich Peter in Briefen an Kaiser Wilhelm I. und den französischen Präsidenten gewandt, in denen er Abrüstung und den Transfer von Rüstungsmitteln in Bildung und Wissenschaft forderte. 1880 initiierte er mit führenden russischen Juristen, unter anderem Friedrich Fromhold Martens, die Gründung der Russischen Gesellschaft für internationales Recht, die in der Folge Grundlagen einer internationalen Gerichtsbarkeit erarbeitete. Sie bildeten die Basis für die Initiative des Zaren Nikolaus II. zur Haager Friedenskonferenz 1899, die zur Gründung des Ständigen Schiedshofs nach einer von Martens verfassten Konzeption führte.

Dichter und Komponist[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben diesen Tätigkeiten trat Peter auch als Dichter und Komponist hervor. Zudem stand er mit einigen bedeutenden Künstlern seiner Zeit in Kontakt. Bereits 1837 besuchte er Alexander Puschkin unmittelbar vor dessen Tod. Clara Schumann, Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Franz Liszt und weitere besuchten sein Palais an der Newa, um dort zu musizieren, wobei auch Peters eigene Kompositionen gespielt wurden. 1878 veröffentlichte er einen Band seiner Gedichte, die auf Deutsch verfasst und dann ins Russische übersetzt wurden.

Peter starb 1881 an einer Lungenentzündung, die er sich kurz vorher offenbar bei der Beerdigung des von ihm hochverehrten Dichters Fjodor Dostojewski zugezogen hatte. Dostojewskis Witwe pflegte Peter daraufhin bis zu seinem Tod.

Er war seit 1835 Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.[2]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herzog Peter heiratete am 23. April 1837 in Biebrich Prinzessin Therese von Nassau (* 17. April 1815 in Weilburg; † 8. Dezember 1871 in Prag), die Tochter des Herzogs Wilhelm von Nassau (1792–1839) und seiner ersten Frau Prinzessin Luise von Sachsen-Hildburghausen (1794–1825). Das Ehepaar hatte acht Kinder:

  • Alexandra (1838–1900) ⚭ 1856 Großfürst Nikolai
  • Nikolaus (1840–1880) ⚭ 1863 Maria Bulatzelly, „Gräfin von Osternburg“
  • Cäcilie (1842–1843)
  • Alexander (1844–1932) ⚭ 1868 Prinzessin Eugenia von Leuchtenberg
  • Katharina (1846–1866)
  • Georg (1848–1871)
  • Konstantin (1850–1906) ⚭ 1882 Agrippina Dschaparidse (1855–1927), „Gräfin von Zarnekau“
  • Therese (1852–1883) ⚭ 1879 Herzog Georg von Leuchtenberg

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet

  • W.I. Fedortschenko: Das Haus der Romanows: Biografische Enzyklopädie (Дом Романовых: энциклопедия биографий), Olma-Press, 2003, ISBN 5-7867-0097-6, Seiten 56–58 (russisch)
  • Natalia Glânzeva (Natalia Keil-Zenzerova): Peter Prinz von Oldenburg (1812–1881). Ein Staatsmann mit musischem Talent. In: „Mitteilungsblatt der Oldenburgischen Landschaft“, Nr. 91, 1996, S. 6–7
  • Natalia Glânzeva (Natalia Keil-Zenzerova): Peter Prinz von Oldenburg als Musiker (nach Materialien der St. Petersburger Archive). In: Musikgeschichte zwischen Ost- und Westeuropa. Symphonik – Musiksammlungen. Tagungsbericht. Chemnitz 1995, hrsg. v. Helmut Loos. Sankt Augustin 1997, S. 283–286
  • Mutzenbecher: Peter. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 469.
  • Huno von Oldenburg: Die Russische Nebenlinie des Hauses Oldenburg und weitere Mitglieder des Hauses in russischen Diensten. Veröffentlicht in: Jörg Michael Henneberg u. a. (Hrsg.): Geschichte des Oldenburger Landes. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Aschendorff Verlag, Münster 2014, ISBN 978-3-402-12942-5, S. 171 ff.
  • Friedrich Willett: Italienreise mit Peter von Oldenburg und Therese zu Nassau 1838/39. Das Reisetagebuch des Herzoglich Nassauischen Medizinalrates Dr. Fritz Willett. Pierre Even (Hg.). Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2018. ISBN 978-3-930221-37-0

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Peter von Oldenburg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Klaus Klattenhoff: Ramsauer, Johannes. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 580 (online).
  2. Ehrenmitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Ольденбургский, Петр Георгиевич, принц. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 4. März 2021 (russisch).