Ludwig von Westphalen

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Johann Ludwig von Westphalen (* 11. Juli 1770 in Bornum am Elm, Landkreis Helmstedt, Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel; † 3. März 1842 in Trier, Rheinland) war preußischer Regierungsrat und Mentor von Karl Marx.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war der jüngste Sohn des Philipp Edler von Westphalen (1724–1792) und der Jane (Jean) Wishart of Pittarow (1742–1811). Durch seine Mutter war er mit der Familie der Argylls und mit Archibald Campbell, 1. Marquess of Argyll verwandt.

Westphalen heiratete in erster Ehe am 4. Juli 1798 in Meisdorf (Mansfelder Gebirgskreis, Provinz Sachsen) Elisabeth (Lisette) von Veltheim (* 22. Juni 1778 in Berlin; † 22. August 1807 in Blankenburg (Harz), Herzogtum Braunschweig), die Tochter des Karl Christian Septimus von Veltheim (1751–1796) und der Friederike Albertine von Pannwitz (1758–1789). Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne und zwei Töchter hervor:

In zweiter Ehe heiratete er am 30. April 1812 in Salzwedel (Provinz Sachsen) Caroline Heubel (* 20. Juni 1779 in Salzwedel, Provinz Sachsen; † 23. Juli 1856 in Trier, Rheinland), die Tochter von Julius Heubel (1742–1818) und seiner Cousine Sophie, geborene Heubel (1744–1816). Aus dieser Ehe stammen die drei Kinder:

Er ist auch ein direkter Vorfahre der deutschen Politikerin Beatrix von Storch.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Westphalen wurde in Braunschweig am Collegium Carolinum ausgebildet, dem Vorläufer der heutigen TU, studierte danach noch in Göttingen unter anderem bei Gustav Hugo, Friedrich Ludewig Bouterweck, August Ludwig von Schlözer, Johann Friedrich Blumenbach, Georg Christoph Lichtenberg, und Arnold Heeren. Er trat im Januar 1794 in den braunschweigischen Staatsdienst ein. Anfang 1798 siedelte er mit seiner Frau, nachdem das väterliche Erbe Gut Blücher verkauft war, nach Rondeshagen bei Ratzeburg über. 1802 tauschte er das Gut Rondeshagen mit einem Gut in Harmshagen bei Grevesmühlen. 1804 gab er die eigene landwirtschaftliche Betätigung auf und trat wieder in den braunschweigischen Staatsdienst. Das Gut Harmshagen wurde erst 1832 verkauft.[4]

Mit der Gründung des napoleonischen Modellstaats Westphalen 1807 trat er in dessen Dienste in Halberstadt. In demselben Jahr starb seine Frau Lisette, erst 29 Jahre alt. Am 17. August 1809 wurde Ludwig zum Unterpräfekten von Salzwedel ernannt, wo er 1812 Caroline Heubel heiratete. Nachdem Salzwedel wieder unter preußischer Verwaltung stand, wurde Ludwig von Westphalen 1816 nach Trier versetzt. Hier lernte er auch seinen Freund Heinrich Marx kennen. Die Freundschaft der Väter übertrug sich auf die Kinder: Jenny und Edgar von Westphalen sowie Sophia und Karl Marx. Am 3. Dezember 1834 wurde er pensioniert und erhielt den Titel eines geheimen Regierungsrates.[5] Er wurde mit dem roten Adlerorden 4. Klasse ausgezeichnet.[6]

Ludwig von Westphalen wurde zum Mentor Karl Marx’. Seine Dissertation über „Die Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie“ widmete er dem „theuern väterlichen Freunde“ […] „der jeden Fortschritt der Zeit mit dem Enthusiasmus und der Besonnenheit der Wahrheit begrüßt“.[7] Diese Widmung verdeutlicht die Bedeutung Westphalens für den jungen Marx, der sich häufig bewundernd über den verehrten späteren Schwiegervater geäußert hat. Er war auch 1842 am Sterbebett Ludwigs von Westphalen. Die Hochzeit von Karl und Jenny 1843 hat Ludwig nicht mehr erlebt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nekrolog. In: Trierische Zeitung Nr. 72 vom 15. März 1842, S. 374, Spalte 1–2.[8]
  • Franz Mehring: Die von Westphalen. In: Die Neue Zeit X. Jg. Bd. 2, Stuttgart 1891/18932, S. 481–486
  • Heinz Monz: Unbekannte Kapitel aus dem Leben der Familie Ludwig von Westphalen. In: Archiv für Sozialgeschichte. Bd. VIII 1968, S. 247 ff. Digitalisat (PDF; 2,5 MB)
  • Zur Persönlichkeit von Marx´ Schwiegervater Johann Ludwig von Westphalen Trier 1973 (Schriften aus dem Karl-Marx-Haus Heft 9) darin:
    • Heinz Monz: Politische Anschauung und gesellschaftliche Stellung von Johann Ludwig von Westphalen
    • Konrad von Krosigk: Ludwig von Westphalen und seine Kinder. Bruchstücke familiärer Überlieferungen
    • Georg Eckert: Jenny Marx und die Familie Florencourt. Zufallsfunde aus Braunschweiger Archiven.
  • Heinz Monz: Karl Marx. Grundlagen zu Leben und Werk. NCO-Verlag, Trier 1973
  • Lutz Graf Schwerin von Krosigk: Jenny Marx. Liebe und Leid im Schatten von Karl Marx. Eine Biographie nach Briefen, Tagebüchern und anderen Dokumenten. 2. Aufl. Staats-Verlag, Wuppertal 1976, ISBN 3-87770-015-2
  • Dedo Graf Schwerin von Krosigk: Westphalen. In: Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser B. Band 12, 1977, S. 489–491
  • Heinz Monz: Westphalen, Johann Ludwig. In: Trierer Biographisches Lexikon. Gesamtbearbeitung: Heinz Monz. Verlag der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Koblenz 2000, S. 503 ISBN 3-931014-49-5
  • Heinrich Gemkow: Aus dem Leben einer rheinischen Familie im 19. Jahrhundert. Archivalische Funde zu den Familien von Westphalen und Marx. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte. 34. Jg., Koblenz 2008, S. 497–512

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adolph von Krosigk (Memento des Originals vom 29. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stammreihen.de bei stammreihen.de
  2. Heinz Monz (1973), S. 335–337; Heinrich Gemkow: Edgar von Westphalen. Der ungewöhnliche Lebensweg des Schwagers von Karl Marx. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte. 25. Jg. 1999, S. 404.
  3. Heinz Monz (1973), S. 337.
  4. Lutz Graf Schwerin von Krosigk, S. 174–177
  5. Heinz Monz (1973), S. 326.
  6. Manfred Schöncke: Karl und Heinrich Marx und ihre Geschwister. Köln 1993, S. 876.
  7. Karl Marx: Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie. In: Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung I. Band 1, S. 11 und 12.
  8. Abgedruckt in: Manfred Schöncke: Karl und Heinrich Marx und ihre Geschwister. Köln 1993, ISBN 3-89144-185-1, S. 882 f.