Johann Reinhard II. von Hanau-Lichtenberg

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Graf Johann Reinhard II., Stich von Peter Aubry, Straßburg

Der Graf Johann Reinhard (II.) von Hanau-Lichtenberg (* 13. Januarjul. / 23. Januar 1628greg. in Buchsweiler; † 25. April 1666 in Bischofsheim am hohen Steg) war ein nachgeborener Sohn des Grafen Philipp Wolfgang von Hanau-Lichtenberg (* 1595; † 1641) und der Gräfin Johanna von Öttingen-Öttingen († 1639).

Zur Nomenklatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Reinhard (II.) wird in der einschlägigen Literatur, obwohl er als nachgeborener Sohn nie zum regierenden Grafen wurde, meist als „Johann Reinhard II.“ bezeichnet. Damit wird er von den regierenden Grafen Johann Reinhard I. von Hanau-Lichtenberg (* 1559; † 1626) und seinem eigenen Sohn, Graf Johann Reinhard III. (* 1665; † 1736), unterschieden. Um darauf hinzuweisen, dass er formal kein regierender Graf war, ist die Ordnungszahl hinter seinem Namen in Klammern gesetzt.

Zusammen mit seinem Bruder Johann Philipp wurde er auf eine Kavalierstour durch Deutschland, in die Niederlande, nach England, Frankreich und der Schweiz geschickt.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anschließend besuchte er 1650 den Reichstag in Nürnberg, der sich den Vollzugsproblemen des Westfälischen Friedens widmete. Ihm wurde durch väterliches Testament Bischofsheim am hohen Steg und das Amt Lichtenau als Residenz zugeordnet. Hier kümmerte er sich um den Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges, förderte die Einwanderung von Schweizern und begann mit dem Aufbau der zerstörten Infrastruktur, etwa den Schulen.[1] 1653 nahm er am Reichstag in Regensburg teil.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 19. Oktober 1659 heiratete er in Bischweiler (heute: Bischwiller) Pfalzgräfin Anna Magdalena von Pfalz-Bischweiler (* 1640; † 1693). Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor:

Weiterhin ist von Johann Reinhard ein außereheliches Verhältnis mit Maria Magdalena von Lindenau (auch: Lindau) bekannt. Maria Magdalena († nach 1680) war die Tochter eines Obrist-Leutnants von Lindenau († 1. Dezember 1640) aus ehemals schwedischen Diensten, der in der Nachfolge von Johann Winter von Güldenborn Kommandant der Festung Hanau war. Nach seinem Tod trat seine Nachfolge Kasimir Karl von Landras an.[3]

Aus der Verbindung von Johann Reinhard und Maria Magdalena entspross mindestens ein Sohn, Johann Reinhard von Lichtenfels (* 1656 oder früher; † nach dem 22. Mai 1689). Er ist 1680 in Duisburg nachgewiesen. Der jüngste Nachweis stammt aus dem Jahr 1689. Johann Reinhard von Lichtenfels diente im Militär des römisch-katholischen Hochstifts Münster und ist ohne Erben verstorben.[4]

Ein zweiter außerehelicher Sohn des Grafen Johann Reinhard (II.), Johann Reinhard von Hanau (* ca. 1665; † unbekannt), ist lediglich als Schüler der Hohen Schule Herborn in den Jahren 1677/78 zu fassen und wohl früh verstorben.[4]

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Tod am 25. April 1666 wurde Johann Reinhard (II.) in der Gruft auf Burg Lichtenberg beigesetzt. An der Beisetzung des offensichtlich beliebten Landesvaters nahmen allein 52 Hanauer Pfarrer, zahlreiche Adelige und Repräsentanten der Stadt Straßburg teil.[1] Dazu erschienen zwei Leichenpredigten:

Abstammung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stammtafel von Graf Johann Reinhard (II.) von Hanau-Lichtenberg
Urgroßeltern

Philipp V. von Hanau-Lichtenberg (* 1541; † 1599)

Ludovica Margaretha von Zweibrücken-Bitsch (* 1540; † 1569)

Wolfgang zu Hohenlohe-Neuenstein (* 1546; † 1610)

Magdalena von Nassau-Dillenburg (* 1547; † 1643)

Gottfried von Öttingen (* 1554; † 1622)

Johanna zu Hohenlohe-Neuenstein (* 1557; † 1585)

Georg III. von Erbach (* 1548; † 1605)

Anna zu Solms (* 1557; † 1586)

Großeltern

Johann Reinhard I. von Hanau-Lichtenberg (* 1568; † 1625)

Maria Elisabeth zu Hohenlohe-Neuenstein (* 1576; † 1605)

Ludwig Eberhard von Öttingen-Öttingen (* 1577; † 1634)

Margarethe von Erbach (* 1576; † 1636)

Eltern

Philipp Wolfgang von Hanau-Lichtenberg (* 1595; † 1641)

Johanna von Öttingen-Öttingen (* 1602; † 1639)

Johann Reinhard (II.)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Friedrich Dhein: Sammlungen zur Hanauer Geschichte. 7 Bände, ungedruckt. (Nach einer maschinenschriftlichen (Teil- ?)Abschrift in der Stadtbibliothek Hanau, Abteilung Hanau-Hessen, Signatur: I b 2 D).
  • Reinhard Dietrich: Hanauer Bastarde. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte (Mitteilungen des Hanauer Geschichtsvereins 1844 e.V.) 2015, S. 25–34.
  • Reinhard Dietrich: Die Landesverfassung in dem Hanauischen = Hanauer Geschichtsblätter 34. Hanau 1996, ISBN 3-9801933-6-5.
  • Katalog der Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt = Marburger Personalschriftenforschungen 13. Sigmaringen 1991.
  • Rudolf Lenz: Katalog der Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften in der Hessischen Hochschul- und Landesbibliothek Darmstadt = Marburger Personalschriftenforschungen 11. Sigmaringen 1990.
  • Wilhelm Mechler: Das Territorium der Lichtenberger rechts des Rheins. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480–1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 31–37.
  • Wilhelm Morhardt: Hanau alt's – in Ehren b'halt's – Die Grafen von Hanau-Lichtenberg in Geschichte und Geschichten = Babenhausen einst und jetzt 10. Babenhausen 1984.
  • Reinhard Suchier: Genealogie des Hanauer Grafenhauses. In: Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier am 27. August 1894. Hanau 1894.
  • Reinhard Suchier: Die Grabmonumente und Särge der in Hanau bestatteten Personen aus den Häusern Hanau und Hessen. In: Programm des Königlichen Gymnasiums zu Hanau. Hanau 1879, S. 1–56.
  • Ernst Julius Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage. Hanau 1919, ND 1978.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Melcher, S. 36.
  2. Suchier, Grabmonumente, S. 53.
  3. Dietrich: Bastarde. S. 32.
  4. a b Dietrich: Bastarde. S. 33.
  5. Nachweis: Katalog, Nr. 69.
  6. Nachweis: Lenz, Nr. 155.