Friedrich Wilhelm II. (Mecklenburg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Großherzog Friedrich Wilhelm (II.)

Friedrich Wilhelm (II.), Großherzog von Mecklenburg [-Strelitz][1] (* 17. Oktober 1819 in Neustrelitz; † 30. Mai 1904 ebenda; vollständiger Name: Friedrich Wilhelm Karl Georg Ernst Adolf Gustav) war von 1860 bis 1904 Großherzog von Mecklenburg im Landesteil Mecklenburg-Strelitz.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Wilhelm (II.) war der älteste Sohn des Großherzogs Georg (1779–1860) und dessen Frau, geb. Prinzessin Marie (1796–1880), Tochter des Kurfürsten Friedrich III. von Hessen-Kassel und der Karoline Polyxena von Nassau-Usingen. Seine Großeltern väterlicherseits waren Herzog Karl (Ludwig Friedrich) (Erbprinz, später als Großherzog Karl II. Regent von Mecklenburg-Strelitz) und Prinzessin Friederike von Hessen-Darmstadt.

Friedrich Wilhelm war durch seine Herkunft mit vielen regierenden Fürsten eng verwandt. So waren die preußischen Könige Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. sowie der hannoversche König Georg V. seine Vettern väterlicherseits.

Großherzog Friedrich Wilhelm

Jugend und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Wilhelm verbrachte seine Jugend in Neustrelitz und studierte von 1837 bis 1839 Geschichte und Rechtswissenschaften in Bonn. Nach Beendigung seines Studiums ging er auf Kavalierstour nach Italien und in die Schweiz. Bei einem Verwandtenbesuch im Oktober 1842 in England lernte er seine Cousine (ersten Grades) Prinzessin Augusta Karoline von Cambridge (1822–1916), Prinzessin von Großbritannien, Irland und Hannover, die ältere Tochter von Adolphus Frederick, 1. Duke of Cambridge und Vizekönig von Hannover und seiner Gattin Auguste von Hessen, kennen. Am 28. Juni 1843 heirateten sie in der Kapelle des Buckingham Palastes in London. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor:

Der Tänzer und Schauspieler Harald Beutelstahl (* 1936 in München) war ein Ururenkel[5] von Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz.

Regierungsgeschäfte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Tod seines Vaters am 6. September 1860 übernahm der inzwischen erblindete Friedrich Wilhelm die Regierungsgeschäfte in Mecklenburg-Strelitz (durch einen alten Fehler der mecklenburgischen Regentenzählung taucht sein Name in der Literatur stets ohne dynastische Zählung auf, während er eigentlich Friedrich Wilhelm II. ist). Seine Regierungszeit war geprägt durch an Geiz grenzende Sparsamkeit bei allen öffentlichen Ausgaben. Notwendige Investitionen in Wirtschaft, Infrastruktur und Bildung unterblieben weitgehend. Darüber stagnierten moderne Entwicklungen oder hielten nur zögerlich Einzug. Durch diese Politik konnten zwar über Generationen angehäufte Schuldenberge des Fürstenhauses abgetragen werden. Das Land entwickelte sich jedoch zu einem der rückständigsten deutschen Territorien, in das einer Anekdote zufolge Reichskanzler Otto von Bismarck im Falle des Weltuntergangs fliehen wollte, weil hier die Welt seiner Meinung nach fünfzig Jahre später untergehen würde.

Großherzog Friedrich Wilhelm

Friedrich Wilhelm war als größter Grundbesitzer seines Herrschaftsgebiets in ein System der feudalen landständischen Verfassung Mecklenburgs eingebunden, in dem die beiden Landesherren nur begrenzte Handlungsspielräume hatten. Während seiner Regentschaft wurden beide Landesteile von Mecklenburg Mitglieder des Deutschen Bundes und ab 1871 Glieder des Deutschen Reichs. Bei der Kaiserproklamation in Versailles am 18. Januar 1871 ließ er sich von seinem Sohn Adolf Friedrich vertreten. Die preußenfeindliche Haltung Friedrich Wilhelms führte zu erheblichen politischen Spannungen und Differenzen im jungen Kaiserreich. Zeitweilig wurde auf Reichsebene sogar seine Absetzung als Strelitzer Regent erwogen.

Durch das rigide Finanzgebaren wuchs in seiner Regierungszeit das Vermögen des Familienfideikommisses – des so genannten Blinden Hausschatzes –, das seinen Enkel und letzten Großherzog von Mecklenburg in Mecklenburg-Strelitz Adolf Friedrich VI. zu einem der reichsten deutschen Fürsten machte. Anlässlich der Diamantenen Hochzeit Friedrich Wilhelms 1903 wurde jedem Bürger des Großherzogtums aus öffentlichen Kassen 25 Pfennig ausbezahlt.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Vermählung des Erbgrossherzogs von Mecklenburg-Strelitz mit der Prinzessin Auguste von Cambridge. In: Illustrirte Zeitung. Nr. 11. J. J. Weber, Leipzig 9. September 1843, S. 163–166 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  • Das Ceremoniel bei der Vermählung des Erbgrossherzogs von Mecklenburg-Strelitz und die Hoffeste in England. In: Illustrirte Zeitung. Nr. 11. J. J. Weber, Leipzig 9. September 1843, S. 171–174 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  • Gustav von Glasenapp: Militärische Biographien des Offizier-Corps der Preussischen Armee. G. Bernstein, Berlin 1868, S. 34 (Digitalisat).
  • Wilhelm Bartold: Friedrich Wilhelm Großherzog von Mecklenburg-Strelitz und Augusta Caroline von Großbritannien, Irland und Hannover, Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz. Ein Lebensbild nach Acten, Aufzeichnungen und Erinnerungen. G. Barnewitz, Neustrelitz 1893.
  • Adolf von Deitenhofen: Fremde Fürsten in Habsburgs Heer 1848–1898. Selbstverlag, Wien 1898, S. 446–450 (Digitalisat).
  • Reglement über die Überführung der Hohen Leiche des … Großherzogs … Friedrich Wilhelm … in das Großherzogliche Erbbegräbnis zu Mirow am 8. Juni 1904. Bohl, Neustrelitz 1904.
  • Karl Horn: Rede am Gedenkstein für weiland S. K. H. d. Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz. Gehalten am 17. Okt. 1905 in Mirow. Wagner, Neustrelitz 1905.
  • Helmut Borth: Herzoghaus Mecklenburg-Strelitz: von gekrönten Häuptern, blaublütigen Kuckuckskindern und der Mirower Fürstengruft. Steffen Verlag, Friedland 2015, ISBN 978-3-942477-06-2, S. 153–160.
  • Sandra Lembke: Majestäten, Feldherren und Herzensbrecher. Gäste am Mecklenburg-Strelitzer Hof. Steffen Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-942477-97-0, S. 9 f.
  • René Wiese: Vormärz und Revolution. Die Tagebücher des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin 1841–1854 (= Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns; Band 16). Böhlau, Köln 2014, ISBN 978-3-412-22271-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Friedrich Wilhelm II. (Mecklenburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Herzog Friedrich Wilhelm (II.) erscheint in der dynastischen Zählung der Regenten von Mecklenburg fast durchweg ohne Zählung. Das ist vom Prinzip her falsch, da es in Mecklenburg vor ihm einen weiteren namensgleichen Regenten Friedrich Wilhelm (I.) gab. Bei beiden wurde der weit verbreitete Fehler in Wikipedia behoben, die Zählung in runden Klammern ergänzt und im Lemma berücksichtigt.
  2. Eine englische Prinzessin aus Hannover. In: Helmut Borth: Herzoghaus Mecklenburg-Strelitz: von gekrönten Häuptern, blaublütigen Kuckuckskindern und der Mirower Fürstengruft. Steffen Verlag, Friedland 2015, ISBN 978-3-942477-06-2, S. 160 ff.
  3. Die Mirower Totenliste des Hauses Mecklenburg-Strelitz. In: Helmut Borth: Herzoghaus Mecklenburg-Strelitz: von gekrönten Häuptern, blaublütigen Kuckuckskindern und der Mirower Fürstengruft. Steffen Verlag, Friedland 2015, S. 14–19.
  4. Beigesetzt am 31. Mai 1845 in der III. Abteilung der Fürstengruft in Mirow. vgl. Hans Witte (Hrsg.): Mirow, Festschrift 1227–1927. Verlag des Heimatvereins, Mirow 1927, S. 25.
  5. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 94.
VorgängerAmtNachfolger
GeorgGroßherzog
von Mecklenburg
[-Strelitz]
1860–1904
Adolf Friedrich V.